Geschichte

Geschichte der Bildungsstätte Hochwaldstraße

Die Zittauer Bildungsgesellschaft gGmbH ist aus der Entwicklung der Handwerkerschule an der Hochwaldstraße hervorgegangen. Deshalb erscheint hier ein kurzer geschichtlicher Abriss.

Grundsteinlegung am 26. August 1928
Grundsteinlegung am 26. August 1928

 

Der 26. August 1928 war ein Markstein in der Geschichte der Stadt Zittau. Nach mühevollen Vorbereitungen wurde der Grundstein zur Handwerker- und Gewerbeschule an der Schliebenstraße - Ecke Hochwaldstraße gelegt.
Ein stattlicher Festzug mit etwa 2.000 Teilnehmern bewegte sich am Vormittag von der städtischen Turnhalle (Hauptturnhalle) unter Marschklängen des Stadtorchesters in Richtung Mandaubrücke.

An der Spitze des Zuges die Vertreter der Innungen, von denen die Bäcker-, Fleischer-, Maler-, Lackierer- und Schuhmacherinnung ihre Fahnen mitführten. Es folgten die Lehrlinge der Innungen, Schüler und Lehrer. 11 Uhr sollte die Weihe beginnen.

Zur Vorgeschichte: Die Anregung, für die Handwerkerschule neue Räume zu schaffen, gab das Wirtschaftsministerium am 2. November 1910. Damals hatte die Schule 380 Schüler. 1912 übergab der damalige Leiter der Schule, Georg Friedemann, eine Denkschrift an die Vertreter der Stadt Zittau.
In dieser waren die unzureichenden Bedingungen an der Schule dargelegt. 1913 beschlossen der Rat der Stadt und die Stadtverordneten den Schulneubau. 1915 sollte der Bau beginnen.

Grundsteinlegung am 26. August 1928

Grundsteinlegung am 26. August 1928

Grundsteinlegung
am 26. August 1928

Die Schule bereits im Bau
Die Schule bereits im Bau

 

Krieg und wirtschaftliche Schwierigkeiten verhinderten den Bau. Baumeister Jentzsch, gleichzeitig Lehrer an der Schule, erarbeitete die Konzeption und die Planung für den Bau. Durch den Kriegszustand hatte die Stadt keinen Fachmann im Bauamt. 1919 unterrichtete die Schule an fünf verschiedenen Orten der Stadt und hatte trotzdem zu wenig Platz.
Außer dem Hauptgebäude in der Brüderstraße (freie Fläche gegenüber der Klosterkirche) konnten weitere Ausbildungsstätten erworben werden. So die ehemalige Held'sche Wohnung im alten Gymnasium, die ehemalige Sommer'sche Tischlerei, Kirchstrasse 1, die Räume der Tiefbauschule (Finanzamt Klosterplatz) und Räume im ehemaligen Amtsgericht (Brunnenstraße).

1921 wurde untersucht, wie vorhandene Gebäude umgebaut werden könnten. Im Gespräch waren die Mandaukaserne, das ehemalige Garnisonslazarett und später das Stadtkrankenhaus. Alle diese Pläne wurden verworfen und zu den Akten gelegt.
In der Zwischenzeit hatten sich das Handwerk und Gewerbe erweitert. Die Schülerzahl war auf 1 536 angewachsen. Die überwiegende Zahl der Schüler waren armer Leute Kinder (60,4 Prozent aus Arbeiterkreisen), 18,4 Prozent waren Kinder von Beamten und Angestellten, 21,2 Prozent Söhne von Kleingewerbetreibenden und Händlern.
Die Schüler kamen aus 79 verschiedenen Städten und Gemeinden rund um Zittau.
1 307 Schüler kamen aus Sachsen, 136 aus sonstigen Reichsinländern und 93 Schüler aus Reichsaußenländern, so die damalige regionale Bezeichnung. 56 Prozent der Schüler kamen von auswärts.
1928 wurden an der Handwerker- und Gewerbeschule Zittau 90 verschiedene Berufsarten unterrichtet und in den Werkstätten betreut.

Die Werkstatt der Hufschmiede


Die Werkstatt der Hufschmiede

Die Werkstatt der Zimmerleute
Die Werkstatt der Zimmerleute

Seit 1880 waren an dieser Schule 188 Lehrer tätig und über 25 000 Schüler hatten diese Schule besucht. 1928 gab es an der Lehreinrichtung 52 Lehrlingsklassen, elf Abteilungen wahlfreier Unterricht, 15 Gesellenabteilungen, vier Meisterkurse, einen Technikerkurs und 35 Schulwerkstattabteilungen. 20 hauptamtliche Lehrer und 19 Fachlehrer unterrichteten im Nebenamt.

Soweit zur Vorgeschichte.
Nach Verlesen der Gründungsurkunde wurde sie zusammen mit anderen Dokumenten des Jahres 1928 in einer kupfernen Hülse in den Grundstein eingemauert. Der damalige Oberbürgermeister Zwingenberger hielt die Festansprache auf dem geschmückten Bauplatz. Seine Rede endete mit dem Wunsch: "Möge das neue Heim eine neue Stätte sein für das deutsche Handwerk, eine Pflegestätte für unsere Jugend und ein Markstein in der Entwicklung unserer lieben Stadt Zittau zur Kulturzentrale der sächsischen Oberlausitz!"

Der Festakt endete mit der Hoffnung, dass das neue Schulgebäude am 5. September 1930, dem Tag des 50jährigen Bestehens der Schule, eingeweiht werden kann.

Die Werkstatt der Schweißer
Die Werkstatt der Schweißer

Das Schulhausinnere
Das Schulhausinnere

Es verdient hervorgehoben zu werden, dass in den Jahren 1910-1945 das Zittauer Schulwesen durch Herrn Oberstudiendirektor Georg Friedemann zielstrebig entwickelt wurde. Während er stets unermüdlich um die Hebung des Niveaus der Berufsausbildung bemüht war, setzte man am neuen Schulbau das äußere Zeichen seiner Arbeit.

Die größte Schwierigkeit nach Beendigung des Krieges war wohl die, die Schule 1945 wieder auf eine gesunde Basis zu stellen und durch eine zielstrebige Arbeit in eine beachtliche Höhe zu bringen. Mit neuer Kraft ging man an dieses Aufbauwerk. Viel Mühe kostete es, der Schule wieder die fürs Lernen und Lehren nötige Ordnung zu geben. Die Arbeit wurde bewältigt.

Der Schule fiel wieder die eigentliche schulische Hauptaufgabe zu: Allgemeinbildung zu vermitteln und eine fachtheoretische Ausbildung zu geben.
Unter dem neuen Namen "Gewerbliche Berufsschule Zittau" wurden die gewachsenen Anforderungen an die Berufsschularbeit erfolgreich bewältigt. Hauptbestreben des Schulleiters mit allen an der Schule beschäftigten Lehrkräften war es, auch weiterhin der Schule nicht nur äußerlich ein gutes Aussehen, einen guten Zustand und eine praktische Einrichtung zu geben, sondern vor allem das innere Wachstum derart zu beeinflussen, dass eine Jugend aus der Schule hervorgeht, die gut vorbereitet in die Praxis entlassen werden kann und das Leben meistert. Bis 1992 erhielten an der "Handwerkerschule" später "Robur - Schule" weiterhin Berufsschüler eine praxisnahe Ausbildung.

Arbeit an der Drehmaschine
Arbeit an der Drehmaschine

Nachdem während der politischen Wendzeit die finanziellen Nöte der Gewerbeschule immens zunahmen, mussten die Robur - Werke, der damalige Träger der Schule, in Liquidation gehen. Landrat Neumann forderte daraufhin die Schaffung einer Bildungs GmbH, zu der sich freie Bildungsanbieter unter Federführung des Landratsamtes zusammenschließen müssten. Daraufhin kam es am 2. April 1992 zur Gründung der Zittauer Bildungsgesellschaft gGmbH.